Hey,

Schaut öfter mal rein, denn wir überarbeiten gelegentlich auch unsere Rückstände und die werden chronologisch eingefügt. Sie stehen also nicht unbedingt immer oben...

Sonntag, 30. November 2014

Der tiefe Griff in den Geldbeutel

...oder auch Topzuschlag genannt.

Vielfach bekommen wir Küstenbewohner mit, dass es nicht wenige Sportclubs gibt, die bei besonderen Spielen einen Topzuschlag von den Fans fordern. Eishockey gehört natürlich auch dazu, sei es bei Derbyspielen oder in den Playoffs.

Die Frage stellt sich: Lohnt sich das? Auf den ersten, kurzfristigen Blick mit absoluter Sicherheit. Der Schatzmeister reibt sich die Hände. Denn nehmen wir nur mal an, es handelt sich um einen Zuschlag von zwei Euro bei 5.000 Zuschauern: Da sind doch glatt 10.000 Euro extra in der Kasse. Wer kann da noch widerstehen?

Glasklar gesagt: Clubführungen, die perspektivisch und langfristig denken.

Das schnelle Geld, so verlockend es auch ist, ist immer auch mit dem Beigeschmack der Abzocke verbunden. Zu hart ausgedrückt? Wie wäre es denn, wenn die Sektsteuer kurz vor Silvester mal eben "dynamisch" angehoben wird? Würde da nicht auch jeder von Abzocke sprechen? Oder wenn ein Blitzer zu Stoßzeiten auf einer viel befahrenen Pendlerstrecke aufgestellt wird? Hey, die Reaktionen kann man sich denken. Und auch die Reaktionen auf Benzinpreiserhöhungen zu Urlaubszeiten sind doch mehr als deutlich. Ein großer Unterschied zu einem Topzuschlag ist da nicht zu erkennen.

Was bringt es wirklich? Der harte Kern der Fanszene wird im Stadion sein, gelegentliche Zuschauer und Gästefans werden ebenfalls den Weg ins Rund finden. Aber wie viel bleiben weg, wie viel sind genervt und fühlen sich abgezockt? Fans, die zwar das Potential hätten, zum harten Kern dazu zu stoßen, aber aus Frust weg bleiben. Und gerade dieser harte Kern ist es doch, der auch bei Spielen treu zum Club hält, wenn es sportlich nicht so gut läuft oder Spiele eh schon schlecht besucht sind.

Natürlich sind Fans und Zuschauer begeistert von der tollen Stimmung eines Derbys oder eines packenden Playoffspiels. Im Hinterkopf bleibt aber häufig: Die hohe Nachfrage wurde ausgenutzt, also ich persönlich auch.

Ist es wirklich so abwegig, dass sich dieser Zuschauer irgendwann dran erinnert, wenn er sich entscheiden muss, ober er zu einem 08/15-Spiel gehen soll oder sich ein (nebenbei günstigeres) Bier aus dem Kühlschrank holt, sich auf die Couch wirft und einen Film anguckt? Fatal wird es, wenn er eigentlich das Potential eines glühenden Anhängers hat und sich vielleicht schon nächste Saison eine Dauerkarte gekauft hätte. Nur leider gab es da in der "Kennenlernphase" einen für ihn ärgerlichen Topzuschlag. Und tschüss, du Erweiterung der stabilen Fanszene.

Wenn wir von einem Eintrittspreis von 14 Euro ausgehen, braucht man glatte sieben Topzuschläge, um den Verlust eines frustrierten Zuschauers auszugleichen. Pro Spiel, versteht sich! Rechnet mal hoch...

Natürlich ist auch bei den Fans das Bewusstsein da, dass mehr Zuschauer mehr Kosten bedeuten. Aber es gibt ja schon beim normalen Preis auch wesentlich mehr Einnahmen. Selbst, wenn man den Aufwand im gleichen Verhältnis wie den erhöhten Zuschauerzuspruch steigern müsste, sollte doch bei einer normalen Kalkulation der Normalpreis reichen. Und seien wir ehrlich: Der Aufwand steigt meist nicht in selben Maße.

Ganz glücklich können sich dann noch die Clubs schätzen, die an der Gastronomie beteiligt sind oder sie gar selbst betreiben. Da rollt der Rubel erst recht. Warum dann noch ein Topzuschlag? Und selbst, wenn man nichts mit dem Ausschank zu tun hat, sollte man vielleicht zuerst an den Wirt heran treten. Denn der verdient ja nur, weil der Club die Bude voll macht. Und bei einem solchen Spiel wäre es doch nur fair, wenn aus dem Gewinn ein wenig an den zurückfließt, der die Leute erst an den Tresen holt. Übrigens könnte auch dort wohl noch mehr los sein, würde man den Topzuschlag weglässt.

 Liebe Clubs, das ist alles nicht böse gemeint. Ganz im Gegenteil: Jeder Eishockeyclub ist wichtig und es ist wünschenswert, dass es jedem finanziell gut geht. Genau deswegen ist ein Topzuschlag langfristig kontraproduktiv. Macht nicht den Fehler, die Fans als anonymen statistischen Wert zu sehen, bei dem es gilt, das Maximum an Geld herauszuziehen. Das mag vielleicht sogar bei einem Supermarkt funktionieren, aber nicht bei Sportfans, die auch emotional stark mit dem Club verbunden sind. Da tickt der "Kunde" anders.

Ein Supermarktkunde geht dann eben woanders hin und kommt meist irgendwann wieder, weil es ihm schlichtweg egal ist. Ein Fan, der mit seinem Herzen am Club hängt, reagiert bei Enttäuschungen ganz anders, meist heftiger. Es sind halt Emotionen im Spiel. Und neue Fans werden so auch schwerer gewonnen, denn es ist ja nicht nur das "Produkt Eishockey", welches ihn bindet. Es sind auch Emotionen und die Fangemeinschaft, die ihn später wieder in die Halle führen. Liegt es nicht auf der Hand, dass sogar kleinste Enttäuschungen, die Entwicklung einer solchen Bindung hemmen?

Ein Topzuschlag mag funktionieren, wenn die Nachfrage nach Tickets permanent weit über den Stadionkapazitäten liegt. Er funktioniert nicht, wenn über die ganze Saison das Angebot an Tickets größer als die Nachfrage ist. Dann bedeutet ein Topzuschlag Stagnation in der Zuschauerentwicklung. Diese Stagnation fällt nicht so ins Gewicht, wenn es sportlich gut läuft. Aber wer kann diesen sportlichen Erfolg für alle Zeiten garantieren?

Denkt drüber nach... Manchmal ist weniger mehr und es gibt durchaus Clubs, die bewusst auf einen Topzuschlag verzichten. Mit langfristigem Erfolg!