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Schaut öfter mal rein, denn wir überarbeiten gelegentlich auch unsere Rückstände und die werden chronologisch eingefügt. Sie stehen also nicht unbedingt immer oben...

Sonntag, 17. November 2013

Gewalt schafft Auflage...


...oder Skandale, oder Pleiten.

Jedenfalls könnte man das glauben, wenn man sich bundesweit so durch die Medien wie Tageszeitungen, Wochenmagazine, TV-Magazine etc. wühlt, die sich an das breite Publikum richten. Und das betrifft leider auch das Eishockey.

Es ist faszinierend, wie schnell über Auseinandersetzungen, Auschreitungen oder den Einsatz von Pyrotechnik geschrieben wird, wenn etwas vorfällt. Das ist auch vollkommen richtig, denn so etwas darf nicht unter den Teppich gekehrt werden. Es hilft nichts, davor die Augen zu verschließen.

Grenzwertig wird es allerdings dann, wenn man die positiven Seiten des Eishockeys verschweigt oder bestenfalls als klitzekleine Randnotiz zwischen der Profiltiefe eines Regenreifens in der Formel 1 und der eingesetzten Menge Kreide auf einem Fußballplatz verschwinden lässt.

Wo bleiben die positiven Seiten, die Eishockey zu etwas besonderem machen? Über witzige, gemeinschaftsbildende und soziale Aktionen wird nicht berichtet. Gibt es etwa zuviel davon, dass die Journalisten das nicht mehr bemerken?

Die Eishockeyclubs engagieren sich zum Beispiel öffentlich für den Kampf gegen Brustkrebs (Pinktober) und Prostatakrebs (Movember) oder arbeiten im Stillen (um schon gar nicht in den Ruf zu kommen, dass medial ausschlachten zu wollen) und unterstützen karitative Einrichtungen. Fans unterstützen ebenfalls Hilfslieferungen wie aktuell gerade in Straubing, nehmen an Typisierungsaktionen teil, spenden Gelder für soziale Zwecke oder helfen einfach über einen T-Shirt-Verkauf einem Ligakonkurrenten wie jetzt gerade der Herner EV dem Neusser EV in der Oberliga West.

Überhaupt ist die Hilfe der Eishockeyfans untereinander extrem weit verbreitet. Gerät ein Club in eine finanzielle Schieflage, kann man sicher sein, dass Fans anderer Clubs parat stehen und helfen. Sogar bei den größten Derbygegnern ist das eher die Regel als die Ausnahme. Man denke nur an das ehemalige Nordderby zwischen Wilhelmshaven und Bremerhaven: Da bitten Fans vom Jadebusen von sich aus die ehemaligen Rivalen von der Unterweser um Unterstützung für ein Neubauprojekt einer Eishalle und sammeln wenige Tage später gut 800 Unterschriften im Revier des "Feindes". Das nur als ein Beispiel von vielen.

Und dann noch die traditionelle Fankultur im Eishockey, die ihresgleichen sucht. Natürlich, für einen Außenstehenden sind da während eines Spiels zwei Fanlager, die sich eventuell sogar verbal nichts schenken. Schaut man in den Drittelpausen oder nach Spielschluss nicht hinter die Kulissen, könnte man glatt das Gefühl haben, dort kann man ungestraft pöbeln und ballermannmäßig die Sau rauslassen. Ein Effekt, der gelegentlich Sport- und Betriebsgruppen erkennen lässt, die statt nach Malle mal einen Ausflug zum Eishockey machen. ‪Sie kennen halt die feinen Grenzen nicht und wundern sich nach dem Spiel über Erklärungen von Fans, dass nun Schluss sei.

In Wirklichkeit sieht die traditionelle Fanszene doch ganz anders aus. Wer offenen Auges durch die Eisstadien geht, dem fällt auf, dass es keine massiven Blocktrennungen zwischen den Fanlagern gibt und dass sich Fans beider Lager oftmals am Biertresen, in der Raucherecke oder nach dem Spiel in einer Kneipe treffen.

Hoppala, das geht? Ja, und es wird noch extremer: In der Sommerpause "erdreisten" sich die Fans sogar, sich auf etlichen Sommerparties bundesweit zu treffen. Die Treffen sind mittlerweile so zahlreich, dass nur eine ausgeklügelte Terminplanung weiterhilft, um eine optimale Ausbeute an Teilnahmen zu erreichen. Dort treffen sich Eishockeyfans quer durch alle Ligen, um ihre Fankultur auch in der eislosen Zeit aufrecht zu erhalten. Vereinsfarben sorgen da im Höchstfall für ein paar harmlose Neckereien die gerade mal dafür sorgen, dass man das nächste Kaltgetränk ausgeben muss.

All das aber, der Zusammenhalt, das soziale Engagement, die Gemeinschaft... Das findet in den Massenmedien nicht statt. Dort finden wir eher die Ausfälle des kleinsten Teils von Zuschauern in Eishockeystadien, die nichts, aber auch gar nichts mit der eigentlichen Fankultur zu tun haben und zwar lauthals für den Erhalt einer wie auch immer gearteten Fankultur skandieren, aber gleichzeitig die eigentliche Fankultur mit Füßen treten.

Verschwiegen wird auch, dass mittlerweile Initiativen entstehen, die sich deutlich gegen Fangewalt positionieren. Alleine dort stehen schon mehrere tausend Unterstützer (virtuell, wie auch im echten Leben), der verschwindend geringen Zahl von "Stressfans" gegenüber.

Also hier unser Aufruf: Liebe Journalisten der Tageszeitungen, der TV-Magazine und der anderen großen Massenmedien, berichtet weiter über die Problemfälle im Eishockey. Das darf keinesfalls unter den Tisch gekehrt werden. Aber werft der Fairness halber auch einen Blick auf die wesentlich größere Zahl von positiven Aktionen. Lasst ihr diese positiven Seiten weg, bietet ihr nur eine gern angenommene Bühne für die Chaoten, die sich dran erfreuen, wenn ihre "Aktionen" in der Tagespresse auftauchen und sich dadurch noch anstacheln lassen.

Ihr seid diejenigen, die der breiten Masse ein Bild vom Eishockey zeichnen. Überlasst das nicht nur den Special-Interest-Medien im Eishockey selbst oder einigen wenigen engagierten Journalisten in Euren Reihen, denn sonst kocht der Sport nur im eigenen Saft. Es ist für jeden engagierten Fan mittlerweile mühsam, Eure Berichterstattung wieder ins gerade Licht der Realität zu rücken.

So denn, ist ja zwar nur einem kaum beachteten Blog geschrieben, aber es hat furchtbar gut getan... :D