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Schaut öfter mal rein, denn wir überarbeiten gelegentlich auch unsere Rückstände und die werden chronologisch eingefügt. Sie stehen also nicht unbedingt immer oben...

Montag, 19. September 2011

DEB-Pokal 11/12: Kassel Huskies - Fischtown Pinguins

Dass ich das noch erleben darf: Das erste Mal reisen die Pinguins als Favorit nach Kassel. "Dank" der letztjährigen Insolvenz der Huskies durften die Nordhessen im Amateurbereich neu starten und betreten nun nach dem Überspringen der Regionalliga in der neuen Saison das Eis als Oberligist.

Die Pokalauslosung entlockte mir ein leichtes Grinsen, denn endlich konnte man sich für so manche bittere Niederlage der Vergangenheit revanchieren. Im Laufe der Zeit allerdings wechselte das Grinsen über ein leichtes Lächeln zu den ersten Sorgenfalten. Die Schlittenhunde hatten in der Zwischenzeit einige namhafte Spieler verpflichtet, die auch einem Zweitligisten gut zu Gesicht gestehen könnten. Allen voran sicher Manuel Klinge, der das Engagement bei den Hessen dem in der DEL vorzog.

Nun denn... ich musste mich damit abfinden, dass die Pinguine sicherlich nicht zweistellig in Kassel gewinnen werden. Aber ein Sieg sollte doch drin sein, oder?

So machten sich denn auch rund 100 Bremerhavener auf den Weg nach Kassel. Etwa 40 im Bus, der Rest verteilte sich auf Neunsitzer und Privatwagen. Die frühe Abfahrt um 11 Uhr war angesichts des Spielbeginns um 18:30 Uhr vielleicht im ersten Moment sehr großzügig berechnet, aber Rückreiseverkehr und Baustellen auf der A7 fraßen das Zeitpolster doch kräftig an. Egal, die Fahrt war lustig, Zwischenstopps ausreichend und zumindest die Bustoilette war den größten Teil der Fahrt offen. Kann mir eigentlich jemand sagen, warum diese Toiletten angeblich jedesmal versagen, einfrieren oder sonst was? Das muss eine Verschwörung der Busfahrer gegen Eishockeyfans sein. Oder wollen die einfach nicht den Aufwand des Entleerens betreiben? Also ehrlich, so eine Toilette habe ich auch in der "Pommesbude", unserem altehrwürdigen Wohnmobil. Solche Probleme sind dort noch nie aufgetreten...

Pünktlich waren wir auf jeden Fall in Kassel, und die Halle konnte rechtzeitig geentert werden. ich muss zugeben, dass eine Kulisse von knapp über 3.000 Zuschauern schon beeindruckend ist. Vor allem für einen Oberligisten. Es gibt Clubs in dieser Spielklasse, die sich überhaupt über eine vierstellige Zahl ein Loch in den Bauch freuen.

Und dann ging es los...

Das erste Drittel war zumindest für mich eine Ernüchterung... Wo war die erhoffte Überlegenheit der ligenhöheren Pinguins??? Nüschte war's!  Kassel geht erstmal in der 8. Minute in Führung. Bremerhaven gleicht sechs Minuten später aus und dann erstmal ab in die Pause. Hallooooo?!? Jungs, ein bißchen mehr Einsatz! Es ist doch klar, dass Kassel sich reinhängt. War doch früher auch so bei uns, wenn es gegen DEL-Clubs ging. Frankfurt, Köln und besonders Düsseldorf (verlieren 2:9 beim Zweitligisten in Bremerhaven) können ein Lied davon singen.

Also erstmal duchschnaufen, den Ordner nach dem Bierstand fragen und mal eben kurz nach draußen, bevor das zweite Drittel beginnt.

Und das begann dann auch... Die gute Nachricht: Kassel schießt kein Tor, die schlechte: Bremerhaven auch nicht. Und was waren da für Chancen. Mein Gott, einige hätte ich sogar geschafft und ich weiß noch nicht mal, an welchem Ende ich den Stick halten muss... Zum Haareraufen! (dafür nehme man besser den Schopf des Tribünennachbarn, schont die eigene Frisur! *g*)

Vorbei, Pause, the same procedure...

Das Schlussdrittel wurde dann richtig spannend, unterhaltsam und duchblutungsfördernd. In der 43. Minute markiert Manuel Klinge das 2:1 für Kassel, (oh mein Gott!), 47. Litesov zum 2:2 und Kopecky zum 3:2 (yeah!), 48. Klinge mit einem Shorthander zum 3:3 (Menno!) und dann ein paar Minuten Torpause. Nachrechnen... 3:3? Reicht nicht zum Sieg. Also wieder Gas auf der Tribüne geben und weiter anfeuern.

In der 53. Minute macht Stanley das 3:4 für Bremerhaven, ein geiles Tor! Er tankt sich gegen zwei Verteidiger durch und düpiert Fous im Gehäuse der Huskies. War's das? Nein! Klinge wieder, immer wieder Klinge... 4:4 in der 55. Minute. Ein Minute später Alex Janzen zum 4:5 und dann heisst es vier Minuten und 25 Sekunden bis zum Ende zittern. Geschafft!

Natürlich habe ich gejubelt. Aber nicht aufgrund des "grandiosen" Sieges sondern einfach nur aus Erleichterung. Ein wenig mehr Einsatz hätte ich mir von unseren Jungs schon gewünscht. Man hatte auf der Tribüne gelegentlich schon das Gefühl, dass die Favoritenrolle etwas zu sehr in den Köpfen hing. Das soll aber nicht über die Leistung der Schlittenhunde hinwegtäuschen. Die haben sich ordentlich reingehängt und gekämpft. Im letzten Drittel hatte ich das Gefühl, es spielen nur noch die ersten beiden Reihen, aber wenn ich das nüchtern betrachte: Warum auch nicht? Ich denke schon, dass die Qualität in deren Kader nach hinten raus ziemlich stark abfällt.

Stimmungstechnisch fand ich uns Fischköppe richtig gut. Klar, auswärts gibt man immer ein bißchen mehr Gas, aber das war schon eine ordentliche Leistung. Eigentlich nur "Positiv-Support" und eine richtige Eishockeyparty. Auch der Heuboden in Kassel machte kräftig auf sich aufmerksam. Wirklich erstaunlich fand ich die entspannte Atmosphäre und ich habe das Gefühl, dass die bittere Insolvenz in Kassel viele dort ein wenig nachdenklich gemacht hat. Naja, nicht alle... Es gab mal wieder die typischen "Gästeblock-Steher", die sich mehr auf die Gästefans als auf das Spiel konzentrieren und sich (da kann man wirklich drauf wetten) irgendwann "bemerkbar" machen. Eine kleine Diskussion mit den Ordnern war die Folge für diesen Zeitgenossen. Aber: Das war die Ausnahme von der Regel. Ansonsten wie schon erwähnt ein easy Eishockeyabend und kein Vergleich zum Aufeinandertreffen beider Teams in früheren Zeiten.

Ach ja, lieber Eishallenbetreiber in Kassel: Eine Anzeigetafel, die auch die Gästefans einsehen können, wäre von Vorteil...

Anschließend ging es raus aus der Halle und Richtung Mannschaftsbus. Auf dem Weg hat sich der eine oder andere sicher überlegt, ob er am Folgetag einen Kardiologen aufsucht. Aber lieber so ein spannendes Spiel als ein zweistelliges Gemetzel. Ein Abschiedsbierchen, den Spielern die Kostenübernahme der ärztlichen Behandlung der Stresssymptome überdrücken und schon waren wir auf dem Heimweg. Diejenigen, die am nächsten Tag arbeiten müssen, begaben sich schon einmal in die Ausnüchterungsphase und nach zwei relativ kurzen Pausen haben wir dann auch Bremerhaven gegen 2 Uhr erreicht.

Jetzt freue ich mich auf den Saisonauftakt in Hannover mit wohl locker 200 Bremerhavenern auf der Südtribüne des Pferdeturms. Wann gab es das zuletzt, dass Muschelschubser zwei Auswärtspiele hintereinander in so großer Zahl besuchen?

Hier übrigens noch ein Video der HNA zum Spiel. Wir sind dann jetzt wohl Niedersachsen und der Kasseler Goalie Fous scheint der Harry Potter der Oberliga zu sein, der alte Hexer, der...


Torfolge:

1:0 Christ (Klinge, Valenti), 7:29
1:1 Saurette (Kreuzer), 13:42
2:1 Klinge (Christ, Sikora), 42:21
2:2 Litesov (Thomas, Gunkel), 46:37
2:3 Kopecky (Dejdar, Slaton), 46:52
3:3 Klinge (-) UZ, 47:59
3:4 Stanley (Fatyka, Kopecky) ÜZ, 52:32
4:4 Klinge (Christ, Sikora), 54:19
4:5 A. Janzen (Litesov), 55:35

Strafen:
je 3 x 2 Minuten für beide Mannschaften

Zuschauer: 3.075